Leinert Lorenz Architekten Dresden

Wettbewerb Bauhausmuseum Dessau

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Neues Bauhausmuseum DessauDie Aufgabe in Dessau als dem produktivsten der historischen Bauhausstandorte ein neues „Bauhaus Museum“ als Dokumentationszentrum und Erlebnisort einen lebendigen Mittelpunkt zur Fortführung der Bauhausidee und der Vermittlung der gebauten Bauhausgeschichte in Dessau zu machen, steht in enger Auseinandersetzung mit dem zentralen Ort aus dem heraus das neue Bauhausmuseum entstehen soll - der Stadtpark Dessau. Aus der zentralen Verortung erwächst ein städtebaulicher Dialog mit Potential für die Neuinterpretation und Weiterentwicklung des unmittelbaren Stadtkerns. Mit seiner architektonisch heterogenen Umgebung, geprägt durch großformatigen Wohnungsbau, der heute wenig Anerkennung findet, aber paradoxerweise auch dem Bauhausgedanken verpflichtet war, wie auch die zentrale Position im Netzwerk der gebauten Zeitzeugen der Dessauer Bauhauszeit, findet sich hier ein stimulierendes Spannungsfeld zur lebendigen Bewahrung und einer diskursiven Weiterentwicklung der Bauhausidee.Die Idee der dem Entwurf zu Grunde liegenden architektonischen Konzeption leitet sich gleichermaßen aus folgenden funktionalen, lokalenund ideellen Faktoren ab: Die Gliederung wurde in funktional geordnete Baukörper vorgenommen. Die städtebauliche Haltung ist angelehnt an dem im Bauhaus erdachten und angewandten Prinzip des „offenen Stadtraums“.Die Proportion, Komposition und Fügung der thematisch geordneten Volumina (Entree, Atelier, Museum) folgt den Prinzipien „offener Stadtraum“, „Überlagerung“ und „Durchdringung“ unter Bildung einer gestalterischen Einheit als stadträumliche Anlage. Durch die bewusst eingesetzten Referenzen und Bezüge sollen Assoziationen zum historischen Bauhaus und dessen architektonischen Duktus angeregt werden. Die Anwendung einer eigenständigen, durch Konstruktion und Materialkonzept manifestierten zeitgenössischen Architektursprache bietet den Rahmen für eine lebendige und zeitgemäße Fortführung der Bauhaus Ideale. Besondere Bedeutung kommt seiner Positionierung zu den städtebaulichen Merkmalen und Markanten im unmittelbaren gestalterischen Einzugsgebiet der Anlage bei. Im Wechselspiel mit den bestehenden Elementen der offenen, modernen Stadt, die im Wiederaufbau des nachkriegszerstörten Dessauer Stadtkerns Anwendung gefunden haben, ist es erklärtes Ziel durch ideelle Reflektion, Transformation, sowie konzeptionelle Verwandtschaft des Museumsbaus, mit seiner gebauten Umgebung eine kontextuelle Gesamtheit zu schaffen, die sich gegenseitig kompositorisch ergänzt, strukturell stärkt und zum Klingen bringt.Innerhalb der Gebäudegruppe nimmt der durch seine weite Auskragung charakteristische Baukörper aus zweiter Reihe heraus eine städtebaulich dominante Stellung in Längsrichtung zur Kavalierstraße ein. Gemeinsam mit dem in seiner Verlängerung befindlichen Atelierhaus, über eine weite Wasserfläche miteinander verbunden, kommt es zu einer Fassung der bestehenden Promenade entlang der Kavalierstraße. In Rücklage zum Straßenraum entsteht ein atmosphärischer Boulevard mit verschiedenen freiräumlichen Qualitäten, alltäglichen Nutzungen und wechselnden Perspektiven zum Museum und in den Park. Das Prinzip der offenen Stadtkomposition, charakterisiert durch fließende, in einander übergehende Freiräume, wird konsequent auf den Entwurf angewandt. Durch großzügige Raumdurchdringungen und weit geöffnete Bereiche werden vielfältige Blick-, Außenraum-, und Wegebeziehungen geschaffen. Der Park wird durch den Museumsbau scharnierartig am Stadtraum angebunden. Insbesondere das Durchschauen und Durchlaufen des Museumsareals mit seinen gestalteten Freiflächen, wie der Wasserfläche deren ReflektionenGebäudeteile und Außenräume beleben, wie auch der Skulpturengarten mit seiner sozialen, freiräumlichen Funktion als erweitertes Foyer und Bindeglied zwischen Museum und Atelierhaus, soll animiert werden und mühelos möglich sein.Die neue Museumsanlage kann sich natürlich selbstbewusst im kontrastreichen Umfeld behaupten und dem Park eine charakteristische, optische Begrenzung bieten.Die funktionalen Elemente des Gebäudekomplexes sind von außen durch ihre jeweils klare Fassadencharakteristik ablesbar. Der Hauptbaukörper beherbergt die Ausstellungsbereiche mit wechselnden Ausstellungen und der permanenten Sammlung, er verleiht der Anlage Richtung, Masse und eine selbstbewusste Wirkung. Das markante, riegelartige Erscheinungsbild ist aus allen Richtungen erkennbar, stiftet dem Ort Identität und gewährt Orientierung in seiner Umgebung. Dem stadträumlichen Konzept folgend ist der innere Aufbau des Museums parallel zur Parkkante ausgerichtet. Die Fassade ist geschlossen, massiv und nur an ausgewählten Stellen öffnet sich die Hülle für Ein- und Ausblicke. Stadtseitig ist unter der Auskragung des Baukörpers das Entree eingeschoben. Der lagerhafte, transparent, gläserne Baukörper empfängt und führt den vom Boulevard und Vorplatz kommenden Besucher selbstverständlich in das Gebäudeinnere. Hier finden sich die sozialen Funktionen wie das Café und der Museumsshop, die das Museum mit dem alltäglichen Leben der Stadt verzahnen. Im Schnittpunkt der Überlagerung und körperlichen Durchdringung beider Körper öffnet sich ein mehrgeschossiger Luftraum, welcher Einblicke in das Innere des Sammlungsgebäudes schafft und den Besucher in das Innere leitet. Über die weite, freigespannte Treppenanlage gelangt man vom Entree in die Ausstellungsbereiche des Museums. Im Erdgeschoss und Untergeschoss befindet sich der Bereich für die Wechselausstellungen. Die Obergeschosse bieten der permanenten Sammlung ihren Platz. Der jeweils von raumhohen Wänden eingefasste Treppenraum mit der kaskadenartigen Treppe fungiert innerhalb der Ausstellungsebenen als freistehender, geschlossener Körper im Raum der Ausstellungshalle.Für einen kurzen Moment lässt sich hier der Blick durch den geschossübergreifenden Raum auf die Architektur richten, bevor sich der Besucher wieder in die Ausstellungsebenen begibt. Das Spiel zwischen fließenden und gefassten Raumsequenzen dient der thematischen Unterteilung und damit dem organischen Verlauf einer jeden Ausstellung. Zur besseren Orientierung der Besucher wird der Raumverlauf von Außenbezügen begleitet. Im 1.Obergeschoss öffnet sich der Ausblick über die zentrale Wasserfläche, den besonderen Abschluss des Ausstellungsbereiches bildet im 2.Obergeschoss der nach oben offene Skulpturenhof in dem Freiraumplastiken gezeigt werden können. Das Atelierhaus wurde bewusste aus dem Hauptbaukörper gelöst. Wie das Foyer, ist auch diesem Baukörper eine transparente Hülle gegeben worden. Die Transparenz lässt augenscheinlich den Park in das Gebäude fliesen. Besucher und Neugierige werden auf natürliche Weise an- und eingezogen. Die spannungsvolle Position Atelierhaus zu Hauptgebäude, verbunden über die Wasserfläche, ermöglicht einen starken, dialogreichen architektonischen Bezug beider Körper zueinander.

Projekt: Wettbewerb Bauhausmuseum Dessau
Standort: Dessau
Typus: Museum
Bauherr: Bauhausstiftung
LPH: Wettbewerb
Jahr: 2015